Nach dieser Lektion können Sie die Eigenschaften von Silber nennen. Sie können die Anwendungsgebiete von Silberschichten aufzählen und die Schichteigenschaften erklären. Sie können die Bestandteile eines cyanidischen Silberelektrolyten aufzählen und die Basisparameter bezeichnen.

Silber ist ein weiches, gut verformbares Schwermetall, das im Periodensystem zu den Übergangsmetallen zählt. Es hat die höchste elektrische Leitfähigkeit aller Elemente und die höchste thermische Leitfähigkeit aller Metalle. Außerdem hat eine frische Silberschnittfläche (unkorrodiert) die höchste Reflektionseigenschaft aller Metalle, es reflektiert ca. 99.5% des sichtbaren Lichts. Silber ist das „weißeste“ aller Metalle, deshalb wird es auch zur Herstellung von Spiegeln benutzt. Das Metall kommt in der Natur gediegen in Form von Körnern vor. Es tritt aber auch als Dendriten in gebildeten Erzgängen im Bereich der Zementation auf. Allgemein kommt Silber vor allem in sulfidischen Mineralien vor. Auch oft kommen in Kupfer- oder Bleihaltigen Mineralien geringe Mengen Silber vor, aus diesem Grund wird Silber häufig als Nebenprodukt bei der Kupfer- oder Bleiherstellung gewonnen. Silber hat oligodynamische Eigenschaften, das heißt, dass Silber gewisse Bakterien, Viren und Pilze abtöten kann. Diese Wirkung ist allerdings abhängig von der Größe der Oberfläche, da Silber schnell an Sulfid gebunden wird und Silbersulfid diese Wirkung nicht hat. Es ist außerdem hautschonend und kann Entzündungen hemmen.
Silber gehört zu den seltenen Elementen; man schätzt seinen Anteil in der Erdkruste auf nur 10-6 %. Das ist häufiger als Gold und Platin. Silber ist das meistgeförderte und meistgebrauchte Edelmetall.
Silber wird bereits seit dem 5. J. v. Chr. von Menschenhand bearbeitet. Zeitweise wurde es sogar wertvoller als Gold gehandelt. Das kommt daher, dass das Silber aus dieser Zeit meistens aus den Minen in der Nähe von Athen kam. Später im Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden weitere Vorkommen in Deutschland und der Slowakei gefunden. Später brachten die Spanier große Mengen Silber aus Lateinamerika nach Europa. Der Überfluss an Silber ließ den Preis wieder zusammenbrechen.
Silber war, neben Gold, eines der ersten Metalle das galvanisch abgeschieden wurde. Bereits um das Jahr 1840 wurde in kleinen Handwerksbetrieben Gegenstände dekorativ versilbert. Ein Vorteil gegenüber der damals verbreiteten Feuerversilberung war, dass es bei der galvanischen Abscheidung keine Quecksilberdämpfe gab und somit die Arbeitsbedingungen viel weniger gesundheitsschädlich waren. Letzteres war wohl auch der Grund dafür, dass die neuen galvanischen Verfahren einer eingehenden Prüfung durch eine Kommission der Akademie der Wissenschaften in Paris unterzogen wurden. Deren Mitglieder Thénard, d‘ Arcet, Pelouze, Pellelier und Dumas bestätigten dann auch die Vorzüge der neuen Technik und setzten Preise und Belohnungen für Erfindungen auf diesem Gebiete aus.

Die elektrolytische Reduktion von Chlorsilber zu Silber soll erstmals zu Anfang des 19. Jahrhunderts durch den deutschen Arzt N.W. Fischer (1782-1850) in Breslau durchgeführt worden sein. Napier hatte etwas später gefunden, dass sich Silber aus cyankalischen Lösungen abscheiden lässt. Die Überzüge waren glatt und haftfest. Die erste technische Ausführung der Versilberung scheint durch Elkington und Wright in London erfolgt zu sein, wie dies auch beim Gold der Fall war. Auch die große Lohngalvanik Christofle & Cie. in Paris soll sich schon seit ihrer Gründung mit der galvanischen Versilberung befasst haben. Im Jahre 1852 sollen dort zum Beschichten von Schmuck, Tafelgeräten, Münzen und ähnlichen Gegenständen bereits 6000 kg Silber verbraucht worden sein. Eine bekannte Anwendung betraf die Versilberung von Kunst- und Schmuckwaren aus Neusilber (Chinasilberwaren).
Beliebte Objekte zur Versilberung waren und sind bis heute Geschirr und Besteckt. Gerade durch die Besteckversilberung entwickelten sich Verfahrenstechnik, etwa die Einführung von Warenbewegung um mit höheren Strömen galvanisieren zu können, und Qualitätsstandards weiter. Seither ist es üblich, die Silberauflage auf den Bestecken zu vermerken und zwar in der Art, dass die Menge Silber in Gramm, die sich auf einem Dutzend Esslöffel und Essgabeln zusammen befindet, aufgestempelt wird.
Nach 1870 verlor Silber seine wirtschaftliche Bedeutung immer mehr, weil vor allem Gold als Währungsmetall eingesetzt wurde.
Hinweis: Der vollständige Kurs „Einstieg in die Galvanotechnik“ geht an dieser Stelle noch weiter.